1994-Mord an Gabriele Pfeiffer

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Patty
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1994-Mord an Gabriele Pfeiffer

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Auch nach 20 Jahren beschäftigt der Mord an Gabriele Pfeiffer die Kripo

Am 18. Juni 1994 wurde die 27-Jährige im Erlenbach im gleichnamigen Ravensteiner Ortsteil gefunden - Hauptkommissar Thomas Nohe gibt die Hoffnung auf eine Lösung des Falls nicht auf
17.06.2015, 06:00 Uhr
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Im idyllischen "Tal der Liebe" erinnert nichts mehr an die grausame Tat, die sich hier vor genau 21 Jahren ereignet hat: Die 27-jährige Erzieherin Gabriele Pfeiffer (Foto) wurde brutal erwürgt, und ihre Leiche wurde im Erlenbach (links) gefunden. Fotos: R. Busch/Polizei

Der Mord an Gabrielle Pfeiffer lässt den früheren Ermittlungsleiter Hugo Brenner auch im Ruhestand nicht los. Alle Fotos: R. Busch

Der Erlenbach im idyllischen "Tal der Liebe". Hier wurde Gabriele Pfeiffers Leiche in der Mordnacht gefunden.

Erlenbach/Heilbronn. Während im Festzelt hunderte Besucher in bester Stimmung dem Lied "Knockin’ on Heaven’s Door" lauschten, ereignete sich nur einen Steinwurf weiter ein unvorstellbar grausames Verbrechen. Was genau geschah an diesem Sommerabend im beschaulichen "Tal der Liebe", als der Ravensteiner Ortsteil Erlenbach 700. Geburtstag feierte? Auch mehr als 20 Jahre danach beschäftigt der brutale Mord an Gabriele Pfeiffer die Beamten der Heilbronner Kriminalpolizei, die nun im neuen Polizeipräsidium dafür zuständig sind.
Hintergrund

Chronologie eines Mordes

> Die 27-jährige Erzieherin aus Gommersdorf hatte am Freitag, 17. Juni 1994, gemeinsam mit ihrem Freund und mehreren Bekannten das Fest anlässlich der 700-Jahr-Feier des Ravensteiner Ortsteils Erlenbach besucht.

> Gegen 2.15 Uhr am Morgen des 18. Juni hatte Gabriele Pfeiffer das Festzelt verlassen, um die Toilette aufzusuchen. Was dann genau geschah, ist bis heute ungeklärt. Klar ist nur, dass der Täter mit äußerster Brutalität vorgegangen ist.

> Nach der Spurenlage muss der Mörder sein Opfer mit Gewalt in Richtung der Wiese hinter dem Zelt gezerrt haben. Etwa 60 Meter vom Zelt entfernt wurde später eine Stiefelette der Frau gefunden. Weitere 80 Meter entfernt entdeckte der Freund dann gegen 3.50 Uhr im Bachbett des Erlenbachs die Leiche der ermordeten jungen Frau.

> In den Tagen und Wochen nach der Tat waren vage Verdächtige ins Visier der Polizei geraten. Die Ermittlungen gegen vier Schausteller, die zu den Festtagen ihr Quartier im Dorf aufgeschlagen hatten, waren im Sand verlaufen: Sie hatten ein Alibi.

> Der damals umfangreichste DNA-Analysetest in der deutschen Kriminalgeschichte sollte auf die Spur des Mörders führen. Dafür mussten sich alle bekannten männlichen Festbesucher einem Bluttest unterziehen. Insgesamt verglich die Polizei das Blut von 595 Männern mit der DNA einer winzigen Blutspur, die an der Unterwäsche der Ermordeten entdeckt worden war und die wohl dem Mörder zuzuordnen ist.

> Die Untersuchungen wurden beim hessischen Landeskriminalamt durchgeführt, doch es kam auf Grund eines Wasserschadens zu monatelangen Verzögerungen, bis ein Ersatzgerät angeschafft wurde.

> Im März 1997, fast drei Jahre nach der Tat, stand fest, dass sich die Hoffnungen der Ermittler, dem Mörder durch den genetischen Fingerabdruck auf die Schliche zu kommen, nicht erfüllen. Auch heute ist das schreckliche Verbrechen noch immer ungesühnt.

Den früheren Ermittlungsleiter Hugo Brenner, der nach 42 Jahren im Polizeidienst inzwischen pensioniert ist, lässt der Fall ebenfalls nicht los. Der heute 70-Jährige hatte an diesem Wochenende Bereitschaftsdienst und war von seinen Kollegen kurz vor 4 Uhr aus dem Bett geholt worden. Was ihn in Erlenbach erwartete, wird er wohl bis an sein Lebensende nicht vergessen: "Wenn ich daran denke, läuft es mir heute noch eiskalt den Rücken herunter, es herrschte eine gespenstische Atmosphäre."

Einer der ersten Ermittler vor Ort war auch Kriminalhauptkommissar Thomas Nohe, dem auch heute noch eine Vielzahl an Details präsent ist. So zeichnet er aus dem Stegreif eine Skizze des Festgeländes und des Tatorts, um die Besonderheit der Örtlichkeit darzustellen. Rund um den Veranstaltungsort hielten sich noch zahlreiche Gäste auf - alles potenzielle Zeugen. In den ersten Tagen nach der Gründung der Sonderkommission hatten die Ermittler gleich an die 1000 Spuren gesammelt - Hinweise auf Personen, Fahrzeuge oder das Umfeld des Opfers. "Für uns ging es darum, diese Flut an Informationen zu kanalisieren", erklärt Brenner. Die beschwerlichste Arbeit bestand darin, herauszufinden, wer an diesem Abend vor Ort war. "Wir haben jeden Festbesucher gefragt, mit wem er gekommen und mit wem er gegangen ist", erinnert sich Nohe. Am Ende hatte die Polizei die Namen von mehr als 1000 Festbesuchern, die alle befragt wurden.

Im Merchinger Rathaus und im Sportheim schlug die Soko, die zu Hochzeiten 35 Beamte umfasste, ihre Zelte auf. 16-Stunden-Arbeitstage seien in den ersten Wochen die Regel gewesen. Keiner der Ermittler habe nach dem Feierabend gefragt, denn jeder habe den brutalen Täter dingfest machen wollen. Jeder noch so vage Hinweis musste sorgfältig überprüft werden. "Schließlich hätte sich dahinter die Spur zum Mörder verbergen können", erläutert Brenner.

Doch alle Spuren führten ins Nichts, so dass sich die Hoffnung bald auf eine winzige Blutspur konzentrierte, die auf der Unterwäsche der Ermordeten sichergestellt worden war und die wohl vom Mörder stammt. Die DNA-Methode als kriminalistisches Mittel steckte damals allerdings noch in den Kinderschuhen. Wo heute eine Speichelprobe genügt, waren damals Blutproben und deren aufwendige Auswertung erforderlich. "Wir wären froh gewesen, wenn wir damals die heutigen Möglichkeiten gehabt hätten", unterstreicht Brenner.

Stattdessen platzten die Hoffnungen, den Täter über seinen genetischen Fingerabdruck zu überführen, wie eine Seifenblase. Ein schwerer Schlag für die Ermittler und die Hinterbliebenen. Schon in seiner aktiven Zeit habe ihn die Seite des Opfers und der Angehörigen besonders interessiert, sagt Brenner. Heute, als Vorsitzender des Weißen Rings, liegt sein Augenmerk auf eben diesen Opfern.

Thomas Nohe hat dagegen auch heute noch den Täter im Visier. Er braucht nicht einmal vom Schreibtisch aufzustehen, um sich mit dem Fall zu befassen: Ein Griff nach hinten genügt - was einiges über den Stellenwert des "Mordfalls Pfeiffer" aussagt. "Kein ungelöster Fall bleibt bei uns vergessen", unterstreicht der 55-Jährige, der nun den Arbeitsbereich Kapitalverbrechen im Heilbronner Präsidium leitet. Erst vor kurzem hat er Teile der Akten einem Kollegen gegeben, der sich einlesen soll. Einen aktuellen Anlass dafür gebe es nicht - es sei üblich, sich immer wieder ungelöste Fälle rauszugreifen, um aus einem neuen Blickwinkel zu neuen Ermittlungsansätzen zu kommen. Soweit es die aktuellen Fälle zulassen beschäftigen sich zwei Sachbearbeiter und Thomas Nohe derzeit mit dem Mord an Christine Piller, der sich vor 29 Jahren im Raum Mosbach ereignete. Anschließend soll der Fall Pfeiffer noch einmal aufgearbeitet werden.
Hintergrund

Bei den Hinterbliebenen bleibt die Tat für immer präsent

Auch mehr als 20 Jahre danach ist der Mord an der Erzieherin Gabriele Pfeiffer für ihre Angehörigen wie eine offene Wunde, die nicht verheilen mag. Was die Tat für die Familie bedeutet, kann sich ein Außenstehender kaum vorstellen. Deshalb wollten wir auf dieser Themenseite natürlich auch den Hinterbliebenen und ihrer Trauer Platz einräumen. Die Rhein-Neckar-Zeitung hatte deshalb bereits vor einiger Zeit Kontakt zur Familie aufgenommen. Diese möchte sich jedoch öffentlich nicht mehr über die schreckliche Tat äußern, wofür wir natürlich Verständnis haben.

Vor sieben Jahren hatte Gabrieles Mutter Irene Pfeiffer in einem Interview deutlich gemacht, dass das "Wer?" und das "Warum?" zu den wichtigsten Fragen ihres Lebens geworden seien. Sie zeigte sich davon überzeugt, dass der Täter aus der hiesigen Gegend komme. Ihr großer Wunsch sei es, "dem Mörder einmal in die Augen zu schauen" und zu erfahren, warum er es getan habe.

Dass ein Mord in unmittelbarer Nähe eines Festes unbemerkt geblieben sein soll, ist schwer vorstellbar. War es einer der Besucher oder ein Fremder auf der Durchreise? "Ich war und bon immer noch davon überzeugt, dass es ein Festbesucher war", unterstreicht Thomas Nohe, "aber auch ein Durchreisender mit Bezug zur Umgebung ist nicht ganz auszuschließen." Auf Grund der Lage sei es eher unwahrscheinlich, dass jemand zufällig auf das Fest aufmerksam wurde: Die Besucher hätten durchweg eine Beziehung zur Region oder zur Band gehabt.

Doch egal, wer es war: Thomas Nohe und seine Kollegen geben die Hoffnung nicht auf, den Täter zu fassen. Beim kleinsten Hinweis auf einen Fall - egal ob aus der weiteren Region oder bundesweit -, der Parallelen aufweist, werden sie aktiv. Zudem macht die DNA-Technik ständig Fortschritte, und so könnten die Spuren den Mörder eines Tages doch noch überführen. Daneben gibt es die Hoffnung, dass der Täter, ein Zeuge oder ein Mitwisser nach so langer Zeit endlich sein Schweigen bricht: "Wie kann jemand so lange damit leben?" Diese Frage stellt sich nicht nur der Kommissar.

"Der Fall wird mich so lange beschäftigen, wie ich hier bin", weiß Nohe. Gute fünf Jahre hat er noch vor sich: "Vielleicht klappt es ja bis dahin!" Darauf hofft auch Hugo Brenner: Er wartet auf den Tag, an dem ein früherer Kollege anruft und sagt "Wir haben ihn!"

Info: Hinweise an die Kriminalpolizei Heilbronn, Tel. 07131/104-4444.

http://www.rnz.de/nachrichten/buchen_ar ... 05638.html
Wir mĂĽssen von Zeit zu Zeit eine Rast einlegen und warten, bis unsere Seelen uns wieder eingeholt haben. (Indianische Weisheit)
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