1996-München: Tötungsdelikt an einem ca. 1 Woche alten Mädchen

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1996-München: Tötungsdelikt an einem ca. 1 Woche alten Mädchen

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Das Rätsel um das König-Babar-Baby

Aktualisiert: 09.03.09 - 23:50
Der Erkennungsdienst hat den Fundort der kleinen Leiche genau untersucht und alle relevanten Stellen mit Nummern gekennzeichnet.
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Der Erkennungsdienst hat den Fundort der kleinen Leiche genau untersucht und alle relevanten Stellen mit Nummern gekennzeichnet.
© Westermann

Vor zwei Monaten hätte sie ihren zwölften Geburtstag feiern können – vielleicht mit allen Freundinnen und einer bunten Smarties-Torte.

Sie würde bestimmt in eine Münchner Schule gehen, ihre Lieblingsfarbe wäre rosa und sie wäre total verknallt in die Jungs von Tokio-Hotel. Stattdessen liegt dieses Kind seit nunmehr zwölf Jahren auf einem Münchner Friedhof. Niemand hat es geliebt. Niemand hat es vermisst. Es hatte noch nicht einmal einen Namen. Es ist so, als habe es dieses Kind nie gegeben. Doch dieses kleine Mädchen hat gelebt. Es hatte eine Mutter und einen Vater. Nur eine Lebens-Chance – die gaben sie ihm nicht. Und so kam es, dass Beamte der Münchner Mordkommission sich am frühen Abend des 7. Mai 1996 in der Kiesgrube Neuaubing bedrückt um eine Baby-Leiche scharten.

Das von Feldwegen durchzogene, riesige Freigelände nahe der A 99 zwischen Germering, Lochhausen und Neuaubing war damals wie heute ein gigantischer Abenteuer-Spielplatz für die Kinder der Siedlungen ringsherum. An jenem Dienstag rutschten sechs kleine Freunde (8 bis 10 Jahre alt) auf Höhe der Kunreuthstraße wieder und wieder auf dem Hosenboden einen der aufgeschütteten Erdhügel hinunter. Die vergnügte Rutschpartie legte nach und nach die weißen Henkel einer Plastiktüte frei. Und natürlich wollten die Kinder dann wissen, was darin so Geheimnisvolles vergraben war.

Sie zerrten also die Tüte an den Henkeln aus der Erde. Der Anblick des in blutige Tücher gehüllten Baby-Leichnams erschreckte die Kinder so sehr, dass sie in wilder Panik nach Hause rasten. Und auch die zu Hilfe gerufenen Eltern, die um 18.30 Uhr die Polizei verständigten, waren kreidebleich – vor Schreck und auch vor Wut über die Kaltschnäuzigkeit, mit der dieses Baby ohne jede Würde entsorgt wurde.

Der Säugling war nach Einschätzung der Gerichtsmediziner etwa eine Woche vor dem Fund zur Welt gekommen, aber erst zwei Tage vorher in der Kiesgrube begraben worden. Die Kleine wurde vermutlich in einer Wohnung geboren. Zwar war sie eine Frühgeburt. Doch organisch war das kleine Mädchen gesund und hätte mit ärztlicher Unterstützung ohne Frage überlebt. Woran das Kind letztlich starb, blieb unklar. Gelebt jedoch hat es. Und darum wird der Fall bis heute als Kindstötung in den Akten geführt.

Die einzigen Hinweise auf die Herkunft lieferten die Stoffe, in die die kleine Leiche eingewickelt wurde: ein blutbeflecktes Kinder-Handtuch mit dem Motiv des Elefantenkönigs Babar – eventuell ein Fingerzeig, dass in dem Haushalt weitere Kinder lebten. Ein weißer Kopfkissenbezug (80 x 60 Zentimeter). Und ein weißes T-Shirt mit Kordel in Damen-Größe 44 – ein Hinweis auf die Statur der Mutter? So eingewickelt wurde das trostlose kleine Paket in einer Plastiktüte des Penny-Marktes in dem Erdhaufen vergraben.

Welches menschliche Drama sich in den Mai-Tagen 1996 irgendwo in München abspielte, weiß niemand. Vielleicht eine völlig überforderte Familie. Ein unglückliches Paar. Oder eine im Stich gelassene junge Frau, die ihre Schwangerschaft um jeden Preis verbergen wollte. Die ganze Wahrheit kennt nur die Mutter. Und die ist nie gefunden worden.

Mag sein, dass sie die Gedanken an ihr totes, kleines Mädchen erfolgreich verdrängt hat. Vergessen hat sie es mit Sicherheit nie. Und auch die Mordkommission, die den Fall notgedrungen zu den Akten legen musste, hat die Hoffnung nie aufgegeben, dem Kind mit der Klärung des Falles wenigstens noch eine Identität verleihen zu können.

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Wem gehörte das Elefanten-Handtuch?

In den ersten Mai-Tagen des Jahres 1996 brachten 22 junge MĂĽtter in MĂĽnchen ihre Babys zur Welt. Sie alle wurden von der Mordkommission (Telefon: 089/ 29 10-0) ĂĽberprĂĽft. Doch alle hatten ihre Babys bei sich und waren sehr glĂĽcklich mit ihnen.

Das Handtuch mit dem grünen Elefantenkönig jedoch wies eine Besonderheit auf: Es handelte sich nämlich um ein Motiv, das nur in Frankreich und Belgien verkauft wurde. Doch bis zum heutigen Tage gab es keinen Hinweis darauf, in welchem Haushalt solch ein Handtuch vermisst wurde. Es kam auch kein Hinweis auf eine Frau, die schwanger gewesen war, aber kein Kind mehr hatte. Und auch in der Kiesgrube wurde niemand gesehen, der mit einer Penny-Markt-Tüte herumlief oder etwas vergrub.

Das geschah am 7. Mai 1996

Der 7. Mai 1996 war ein regnerischer Donnerstag. In den Tagen davor war es warm, schwül und gewittrig gewesen. Die Kelly-Family trat bei Gottschalks „Hausparty“ auf und bescherte der Sendung Traumquoten. Im U-Bahnhof Olympiazentrum drehte eine rasende Rolltreppe kurz nach einem Bayern-Spiel durch – Massensturz mit zwei Verletzten. In Las Vegas gab sich ein weinendes Paar am Sarg der tödlich verunglückten Tochter Cherish (2) das Ja-Wort. Die umstrittene Geistheilerin Uriella stand vor Gericht, weil zwei Frauen ihre „Behandlung“ nicht überlebt hatten. Ein Vorläufer des Impotenz-Mittels Viagra ging weltweit in den Test. In Haidhausen wurde die Parklizenz ausgesetzt. Drafi Deutscher feierte seinen 50. Und Franz Beckenbauer ging im Training nach einem heftigen Ball-Kontakt mitten ins Gesicht k.o..

Quelle: tz

http://www.tz.de/muenchen/stadt/das-rae ... 62500.html
Wir mĂĽssen von Zeit zu Zeit eine Rast einlegen und warten, bis unsere Seelen uns wieder eingeholt haben. (Indianische Weisheit)
I stand with Ukraine
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